Am Hohen Vogelsberg
Herbstein ist eine Kleinstadt im Hohen Vogelsberg. Seit 1962 ist die Kommune ein anerkannter Luftkurort, und seit 2000 ein staatlich anerkanntes Heilbad mit Hessens höchster Heilquelle.
Im Rahmen der hessischen Gebietsreform wurden sieben ehemals selbständige Gemeinden mit weit überwiegend evangelischer Bevölkerung in die katholisch geprägte Stadt Herbstein eingegliedert. Es handelt sich zunächst um die Dörfer Altenschlirf, Lanzenhain, Schlechtenwegen und Steinfurt sowie etwas später um Rixfeld, Schadges und Stockhausen, die heute mit der Kernstadt Herbstein bilden.
Die konfessionelle Prägung, aber auch die historisch gewachsenen Ortschaften mit ihrem eigenen Leben haben – wie in vielen anderen Gemeinden auch – zu einem langwierigen kommunalen Findungsprozess geführt. Herbstein mit seinen acht Stadtteilen wird touristisch aber als Ganzes wahrgenommen. Immerhin liegt die Stadt an der Deutschen Märchenstraße und am Vulkanradweg. Sie verfügt über einen zertifizierten Rundwanderweg „Felsentour Herbstein“. Das Thermalbad und die schöne Landschaft tragen auch dazu bei, dass die Kommune, die ihre Stadtrechte bereits im Jahre 1262 verliehen bekommen hat, für Besucherinnen und Besucher sowie Kurzzeiturlauber attraktiv ist.
Wer die verschlungenen Wege und Straßen nach Herbstein befährt, bekommt den Eindruck in einem Agrargebiet zu sein, auch wenn heute die meisten Landwirte nur noch im Nebenerwerb oder als „Hobby“ in Stall und auf dem Feld tätig sind. Trotz der attraktiven ländlichen Lage ist auch in Herbstein der demografische Wandel zu spüren. Eine älter werdende Bevölkerung und Wegzüge fordern heraus, sich in der Kommune auf ihre Stärken zu konzentrieren.
Ein besonderes Projekt wurde hier in Rixfeld realisiert. Die Stadt konnte das Dorfgemeinschaftshaus, eine alte Schule, aus Kostengründen nicht mehr halten. Es wurde verkauft. Gleichzeitig hat ein Sportverein mit viel Eigenleistung eine dringend benötigte Trainingshalle mit Sportlerheim im Stadtteil errichtet. Und zwar in relativ kurzer Zeit. Am 24. Juni 2005 begann der SV Rixfeld mit dem Bau seines Sportlerheimes. Grundsteinlegung war am 11. September, Richtfest bereits am 2. Dezember des selben Jahres. Im April 2006 wurde das neue Vereinsheim bezugsfertig und am 28.Mai 2006 feierlich eingeweiht – Ein Vereinsprojekt, wie es sicher viele gibt, aber das Besondere ist die heutige Nutzung: In einem intensiven Gesprächsprozess haben sich die Vereinsvertreter und die Kommune verständigt, dass die Stadt für ihre Gremienarbeit und für Veranstaltungen im Stadtteil das Sportlerheim nutzen kann. Grob geschätzt die Hälfte der bisherigen Unterhaltungskosten (reine Nebenkosten) des Dorfgemeinschaftshauses kostet Herbstein die Mitnutzung des Gebäudes des Sportvereins. Rechnet man die Abschreibungskosten für das Gebäude noch dazu kann man geschätzt von ca. ein Viertel der Unterhaltungskosten ausgehen.
Die ehrenamtliche Sicherung der kommunalen Infrastruktur hat im Hohen Vogelsberg Tradition. So wurden auch die Trauerhallen in vier Stadtteilen mit Eigenleistung der Bürgerinnen und Bürger renoviert. Herbstein hat etwa 4.800 Einwohner, die sich auf immerhin 79 km² Fläche verteilen. Bürgermeister Bernhard Ziegler benötigt zu den acht Stadtteilen kurze Kommunikationswege. Die Vereinsvertreterinnen und –Vertreter, die Ortsbeiräte und vor allem einzelne Bürgerinnen und Bürger in den ehemals selbständigen Dörfern helfen mit, Projekte vor Ort ohne großen bürokratischen Aufwand zu realisieren.
Das gesellschaftlichen Leben von Herbstein wird von Vereinen und ehrenamtlichen Kräften maßgeblich gestaltet. Am 11.11. beginnt die närrische Saison. Die Stadt selbst ist Fastnachtshochburg. Herbstein hat ein „Stattmuseum“, das als Museum und kulturelle Begegnungsstätte eingerichtet wurde. Hier befindet sich auch ein "Fastnachtsmuseum", wo man Traditionsfiguren mit Original Kostümen der Herbsteiner Fastnacht bewundern kann. Auch viele uralte Fastnachtsutensilien werden dort ausgestellt. Fotos und ein Videofilme aus alten "Foaseltszeiten" bieten ein anschauliches Bild der vielfältigen Fastnachtstraditionen in Herbstein. Ein Besuch lohnt sich.