Die Ehrenamts-Makler
10 Jahre Engagement-Lotsen in hessischen Kommunen
Bürgerschaftliches Engagement befindet sich in einem deutlichen Wandel. Neben dem Engagement in klassischen Vereinen engagieren sich immer mehr Menschen in Initiativen oder zeitlich befristeten Projekten. Auf der einen Seite werden dauerhafte Verpflichtungen nur ungern eingegangen, andererseits gibt es jedoch eine hohe Bereitschaft an ehrenamtlicher Mitwirkung. Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden und sowohl das bestehende Vereinswesen als auch die neuen Initiativen und Projekte zu unterstützen, braucht es einer bedarfsgerechten Förderung. Konkrete Begleitung, Beratung und Unterstützung sind hierbei ebenso gefragt wie die Initiierung von Maßnahmen und Projekten um Menschen attraktive Möglichkeiten des Engagements anzubieten.
Hier setzen die Engagement-Lotsen mit ihrer Arbeit an. Basierend auf eigenen Erfahrungen im bürgerschaftlichen Engagement übernehmen sie in den Kommunen vielfältige Aufgaben der Ehrenamtsförderung. Seit nunmehr 10 Jahren fördern, begleiten und vernetzen sie Projekte und ehrenamtliche Einsätze an vielen Orten in Hessen und tragen zu einer lebendigen Ehrenamtskultur in den Städten und Gemeinden bei.
Konkrete Beispiele? In Florstadt engagieren sich die Lotsen in der Bürgerhilfe und organisieren Vorlesepaten für die Kita, in der Betreuungsschule agieren die Helfer als Zuhörer für leseschwache Schüler. Und Ausbildungspaten, die meistens noch berufstätig sind, begleiten in Florstadt Schüler aus schwierigen Familienverhältnissen ins Berufsleben.
In Mühlheim am Main organisieren Engagement-Lotsen ein kommunales Demenzforum oder veranstalten aktuell eine Informationswoche zum Thema Flüchtlinge, um ehrenamtliche Helfer in der Betreuung der neu ankommenden Familien zu gewinnen. Im Rheingau bauen die Engagement-Lotsen der Stadt Geisenheim gemeinsam mit der „Leitstelle Älterwerden“ in Taunusstein ein kreisweites Netzwerk zur „Wohnraumberatung“ auf.
Oder in Eschwege, wo die Engagement-Lotsen sich für das Projekt „Werkstatt für Senioren“ einbringen, eine offene Werkstatt, wo ältere Menschen Möbel und andere Dinge reparieren lassen können. Auch im „ Bürgerbüro für Senioren“ sind sie aktiv. Das Büro im Eschweger Rathaus dient als erste Anlaufstelle für ältere Einwohnerinnen und Einwohner bei allen Fragen und Nöten. Ehrenamtliche stehen dort zur Verfügung und informieren Rat Suchende über Hilfsangebote in der Stadt.
Viele der Engagement-Lotsen übernehmen in Kommunen wichtige initiierende und leitende Funktionen im Ehrenamt. Andere übernehmen die Rolle eines „Ehrenamtsmaklers“ und bringen aktive Bürgerinnen und Bürger mit einer passenden Aufgabe zusammen.
Diese vielfältige Aufgabe verlangt nach einer Schulung: Im Landesprogramm Engagement-Lotsen werden die ehrenamtlichen Teams der Engagement-Lotsen qualifiziert. Die Umsetzung des Programms erfolgt in kommunaler Trägerschaft. In jeder teilnehmenden Kommune wird ein Team von Engagement-Lotsen (mindestens drei, maximal sechs Personen) aufgebaut. Hierbei übernimmt die Kommune die Aufgabe der Gewinnung von geeigneten Bürgerinnen und Bürgern, die Einführung der neuen Engagement-Lotsen in ihre Arbeit sowie ihre Begleitung und Unterstützung. Die notwendigen Qualifizierungsangebote werden auf regionaler Ebene organisiert. Die Kommune stellt die für die Arbeit notwendigen Rahmenbedingungen (Versicherung, Auslagenersatz, Räumlichkeiten, Arbeitsmittel, ...) sicher und benennt eine feste Ansprechperson in der Kommunalverwaltung für die Umsetzung des Programms.
Für die Übernahme der Aufgaben im Rahmen der Durchführung des Engagement-Lotsen-Programms erhält die Stadt oder Gemeinde vom Land einen Pauschalbetrag in Höhe von 2.000 Euro. Außerdem werden die interessierten Kommunen bei der Gewinnung und Ausbildung der Lotsen unterstützt. Zudem gewährleistet das Land den Austausch der einzelnen Lotsen-Gruppen über Gemeindegrenzen hinaus.
„Die bisherigen Erfahrungen mit dem Programm zeigen: Ein engagiertes Lotsen-Team kann wesentlich zum Ausbau der Engagement-Förderung auf der lokalen Ebene beitragen. Zudem wird durch die enge Anbindung an die Kommune die Zuständigkeit für Förderung des Ehrenamts öffentlich sichtbar. Die Aktivitäten der Gemeinde bekommen damit eine Adresse und ein Gesicht;“ so Stephan Würz von der Landesehrenamtsagentur. Für die nächsten Jahre ist eine weitere Regionalisierung vorgesehen, um die Zusammenarbeit der Kommunen auszubauen, in denen Engagement-Lotsen aktiv sind“.
Die nächste Ausbildungs-Staffel startet Anfang 2015. Nähere Informationen zu dem Programm finden sich unter www.gemeinsam-aktiv.de. Persönliche Auskünfte zum Programm erteilen Anke Müller, Hessische Staatskanzlei (Tel.: 0611-323822) oder Stephan Würz, Landesehrenamtsagentur Hessen (069-6789426).