Landesauszeichnungen für soziales Bürgerengagement 2019
An neun Gruppen und acht Einzelpersonen verlieh Sozial- und Integrationsminister Kai Klose am Internationalen Tag des Ehrenamts in Wiesbaden die Landesauszeichnungen für soziales Bürgerengagement.
„Wer sich engagiert, will unser Gemeinwesen aktiv mitgestalten und etwas für seine Mitmenschen tun“, lobt der Minister die Preisträger. Er betont: „Wer sich sozial engagiert, trägt auch zur Stärkung unserer Demokratie bei. Denn: Ihr Engagement ist ein Zeichen für gesellschaftliche Mitbestimmung durch konkretes Handeln.“ In Hessen ist die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in den verschiedensten Lebensbereichen zu engagieren, außerordentlich groß. Über zwei Millionen Ehrenamtliche und Freiwillige setzen sich für die Gemeinschaft ein, um gemeinsam mit anderen Menschen etwas Gutes zu tun und direkt vor Ort etwas zu bewegen.
Die Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ wurde zum 17. Mal verliehen. Im letzten Jahr lagen der Jury 135 Bewerbungen vor. Dies macht deutlich, in welchem Ausmaß und in welchen vielfältigen Bereichen hessische Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich tätig sind und sich in herausragender Weise engagieren. Die Geehrten erhielten neben der Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ in Form einer Skulptur auch ein finanzielles Dankeschön in Höhe von 500 Euro für ihren Verein oder Organisation.
Folgende Einzelpersonen und Gruppen werden mit der Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ geehrt:
Einzelpersonen:
Monika Krah
In Blankenau, einem Ortsteil der Gemeinde Hosenfeld im hessischen Landkreis Fulda, wurde ein ehemaliges Altenheim zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge mit einer Kapazität von bis zu 75 Plätzen umfunktioniert. Relativ schnell bildete sich ein kleiner Kreis von engagierten Personen, die sich von Beginn an um die Flüchtlinge und deren Integration vor Ort und vor allem im Ort bemühten. Frau Monika Krah war von Beginn an unermüdlich im Einsatz war und ist das bis heute ist. Mit ihrem Engagement hat Frau Krah auch maßgeblich zur Umsetzung vieler Projekte und Aktionen beigetragen.
Margot Kraft
Obwohl Frau Kraft keine Angehörigen im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Hosen-feld hat, engagiert sie sich seit über fünf Jahren täglich dort, um ehrenamtlich und unentgeltlich die dort lebenden Menschen zu betreuen. Sie geht mit den Bewohnerinnen und Bewohnern spazieren, singt mit ihnen, liest ihnen vor, hilft bei der Essensaufnahme oder unterhält sich ganz einfach nur mit ihnen. Durch die tägliche Anwesenheit von Frau Kraft werden nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner unterhalten und umsorgt, sondern auch das Pflegepersonal und die Angehörigen unterstützt.
Neben diesem täglichen Engagement im Alten- und Pflegeheim engagiert sich Frau Kraft darüber hinaus noch in der Kirchengemeinde, im Landfrauenverein und hat auch viele Jahre die örtliche Backgemeinschaft als „Backfrau“ geführt.
Ute Kruse-Grgic
Frau Kruse-Grgic leitet den Gesprächskreis für sehbehinderte und blinde Menschen in Eschborn. Die Gesprächskreisgruppe trägt nicht nur zum Austausch unter Gleichen bei, sondern fördert auch die Beteiligung der Mitglieder des Gesprächskreises an weiteren Aktivitäten der Stadt wie auch der Kirchengemeinden in Eschborn. Damit fördert der Gesprächskreis die soziale Integration von Menschen und ist ein unverzichtbarer Beitrag, wenn es darum geht, für Personen mit Beeinträchtigungen mehr Inklusion im Alltag sicher zu stellen.
Darüber hinaus engagiert sich Frau Kruse-Grgic als Augenberaterin des Deutschen Blindenbundes. Maßgeblich ist Frau Kruse-Grgic außerdem auch an der Ausstellungsvorbereitung und Durchführung für die überregional besuchte Hilfsmittelausstellung für sehbehinderte und blinde Menschen in Eschborn beteiligt.
Mit ihrem Engagement nimmt Frau Kruse-Grgic zudem Einfluss im öffentlichen Raum. Die Anbringung eines Blindenleitsystems durch Bodenindikatoren oder die Gestaltung der neuentstandenen Kreisel in Eschborn, die nunmehr für Sehbehinderte und Blinde sehr gut zu nutzen sind, gehen auf ihr „Konto“.
Hanns-Uwe Theele
Herr Theele gründete im Jahr 2002 eine MS-Selbsthilfegruppe, die er bis 2016 leitete und deren monatliche Treffen von ihm organisiert wurden. In den Treffen wurden Erfahrungen und Tipps rund um die Diagnose MS ausgetauscht. Auf diese Weise konnte er in den vielen Jahren sehr vielen Betroffenen Unterstützung anbieten und ein wichtiger Ratgeber sein. Im Jahre 2009 engagierte sich Herr Theele mit großem Erfolg für eine Initiative, die sich bis heute für mehr Barrierefreiheit in der Stadt und im Landkreis Fulda einsetzt. Im Jahr 2011 führte Herr Theele diese Initiative mit einem unglaublichen persönlichen Einsatz zur Vereinsgründung der IGbFD - Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda e.V., dessen 1. Vorsitzender er seit dieser Zeit ist. Aktuell hat der Verein 190 Mitglieder.
Christian Lübeck
Herr Lübeck gründete vor ca. drei Jahren in Bebra eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter Depressionen und Angststörungen leiden. Während es in Großstädten bereits derartige Selbsthilfegruppen gibt, sind solche Selbsthilfegruppen im ländlichen Raum eher die absolute Ausnahme und besonders wichtig. Herr Lübeck organisiert die Treffen der Gruppe und leitet die Gespräche. Er organisiert auch die Öffentlichkeitsarbeit, wie z.B. die Erstellung von Flyern und Presseartikeln, um auf das Angebot wie auch die Aktivitäten der Gruppe aufmerksam zu machen.
Hans-Ulrich Meier
Herr Meier ist seit Beginn der Flüchtlingsunterbringung in Wehretal in den Jahren 2015/2016 als freiwillig engagierter Koordinator für die Flüchtlingshilfe tätig. Dieses Engagement entwickelte sich über die Jahre hinweg nahezu zu einem Full-Time-Job. Herr Meier unterstützt die Flüchtlinge in allen Lebensbereichen, führt Gespräche, erledigt Schriftverkehr und hat mit den zuständigen Institutionen/Einrichtungen regelmäßig Kontakt. Mittlerweile nimmt das Thema Integration in der Arbeit von Herrn Meier einen breiten Raum ein. Er integriert unter anderem die Flüchtlinge in das Vereinsleben der Gemeinde Wehretal.
Günther Baus
Herr Baus ist seit 2013 ehrenamtlicher Vorsitzender der Lebenshilfe Lampertheim und Ried e.V. Der Verein versteht sich als Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Behinderung und ihrer Familien. Der Verein beinhaltet die „Frühförderstelle Lampertheim“ und den integrativen „Kindergarten Schwalbennest“.Der „Kindergarten Schwalbennest“ ist ein Angebot für 45 Kinder in drei Gruppen, die täglich Inklusion „leben und erleben“ dürfen. 15 der 45 Plätze sind dauerhaft Integrations-plätze. Die „Frühförderstelle Lampertheim“ ist im gesamten Kreis Bergstraße für alle Eltern Ansprechpartner, deren Kinder Auffälligkeiten in ihrer Entwicklung aufweisen, von Behinderung bedroht oder behindert sind.
Sebastian Gössl
Herr Gössl unterstützt in seiner Freizeit ehrenamtlich Menschen, die auf der Straße leben. Vor rund 1 1/2 Jahren rief er die „Obdachlosenhilfe Sepp & Co.“ ins Leben. Mit dem Slogan „Dorfkinder helfen Menschen in Not“ gründete Herr Gössl eine Facebook-Gruppe und bat um Spenden für Obdachlose. Dieser Aufruf war sehr erfolgreich und so richtete Herr Gössl bei sich privat eine Sammelstelle ein, in der er die gespendeten Artikel sortierte, um diese vor Ort effektiver verteilen zu können.
Gruppen
Schülerpaten Frankfurt e. V.
„Schülerpaten Frankfurt e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein, der 1:1-Patenschaften von deutschsprachigen Studierenden für Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte vermittelt, die Nachhilfe benötigen, aber die finanziellen Mittel hierfür nicht aufbringen können. Der Verein Schülerpaten Frankfurt konzentriert sein Engagement dabei auf Schülerinnen und Schüler von der 5. bis 12. Klasse aus allen Schulformen. Der Verein „Schülerpaten Frankfurt“ bietet mit seinem Angebot neue Chancen für ehrenamtliches Engagement insbesondere für jüngere Menschen. Dabei setzt er auf ein verbindliches Engagement von mindestens sechs Monaten bei einer wöchentlichen Engagementzeit von ca. 90 Minuten. Schreib- und Informationsservice des DRK Kassel Der DRK Stadtteiltreff Mombach ist eine zentrale Begegnungs-, Bildungs- u. Beratungseinrichtung mit dem Schwerpunkt der offenen Seniorenarbeit in der Kasseler Nordstadt. Das breitgefächerte Angebot wird von vielen Menschen, auch über den Stadtteil hinaus rege genutzt und zeichnet sich als interkulturelle Stadtteilarbeit aus. Der „Schreib- und Informationsservice“ ist ein Angebot des Stadtteiltreffs und wird von ehrenamtlich Engagierten getragen, die durch einen öffentlichen Aufruf gesucht wurden. Die Ehrenamtlichen helfen Seniorinnen und Senioren, die Schwierigkeiten damit haben, ihren täglichen Schriftverkehr zu verstehen und zu bearbeiten. Es treten immer wieder Probleme und auch Konflikte, z. B. mit dem Rentenversicherungsträger oder Krankenkassen, auf. Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher zum Teil wegen Arthrose oder Deformationen ihrer Hände nicht mehr selbstständig ihren Schriftverkehr erledigen.
Speisekammer Neu-Isenburg
Mit der Speisekammer Neu-Isenburg wird stellvertretend für die vielen in Tafeln ehrenamtlich Engagierten eine seit 14 Jahren ehrenamtlich getragene Initiative zur Linderung von Not geehrt. Die Speisekammer Neu-Isenburg sammelt Nahrungsmittel bei Neu-Isenburger Unternehmen ein und verteilt diese jeden Freitag an bedürftige Menschen. Während der Ausgabe erhalten die Menschen ein Frühstück und treffen auf offene Ohren für ihre Nöte und Sorgen. Aktuell engagieren sich ca. 45 Personen bei der Speisekammer Neu-Isenburg sowohl beim Abholen von Nahrungsmittel, ihrer Sortierung wie auch Ausgabe.
Sippe Rigoberta Menchú Tum aus Friedrichsdorf
Mit dieser Auszeichnung wird auf das Engagement junger Menschen aufmerksam gemacht. wurde die Pfadfindergruppe im Jahr 2004. In wöchentlichen Gruppenstunden treffen sich Mädchen ab acht Jahren mit ihren Gruppenleiterinnen zum Musizieren, Spielen, Reden und Lachen. Am Wochenende oder in den Ferien geht es gemeinsam zum Treffen mit anderen Gruppen, es finden Gruppen-übernachtungen und natürlich auch Fahrten und Lager statt. Grundlegendes Prinzip der Jugendarbeit in Jugendverbänden wie der Pfadfindergruppe „Sippe Rigoberta Menchú Tum“ ist das Prinzip „Jugend leitet Jugend“. Junge Menschen engagieren sich für junge Menschen. So übernehmen junge Frauen die Gruppen- und Lagerleitung und sind dabei meist nur wenige Jahre älter als die Mädchen in ihrer Gruppe. Gruppenleiterinnen wachsen in Verantwortung hinein, entwickeln soziale Kompetenzen und lernen Kooperation und Teamarbeit. Die ehrenamtlich engagierten Gruppenleiterinnen sind darüber hinaus auch Vorbilder für die anderen Gruppenmitglieder. Dieses Vorbild ist wichtig: So wachsen viele junge Menschen oftmals in ein lebenslanges Engagement hinein.
Leben & Arbeiten in Poppenhausen
Im Zentrum der Arbeit des Vereins „Leben und Arbeiten in Poppenhausen e.V.“ steht die Zielsetzung, Menschen mit einer Behinderung und mit Hilfebedarf in die Gemeinde Poppenhausen zu integrieren und sie als Gemeindemitglieder aktiv dort einzubinden. Mit seinem Engagement fördert und begleitet der Verein die Inklusion von Menschen mit Behinderung in das Gemeindeleben von Poppenhausen und stärkt damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben jedes Einzelnen.
Ehrenamtliche Bürgerbus-Fahrer in Gilserberg
Mit der Verleihung der Landesauszeichnung an die Gruppe der ehrenamtlichen Bürgerbus-Fahrer in Gilserberg wird eine relativ neue Form des Engagements ausgezeichnet. Mittlerweile fahren in Hessen über 100 Bürgerbusse übers Land, die von engagierten Ehrenamtlichen gesteuert werden. Die ehrenamtlichen Busfahrer in Gilserberg stehen hier heute stellvertretend für diese Engagierten. Die Bürgerbusse fahren unentgeltlich und so sind die Fahrten für die Bürgerinnen und Bürger kostenlos. Befahren wird das Gemeindegebiet im Umkreis von 15 km für Fahrten zum Arzt, zum Krankenhaus, zu Behördengängen usw. Der Bürgerbus wird darüber hinaus auch als Jugendbus des Jugendbüros sowie für Seniorenfahrten des Seniorenbeirates und teilweise für Vereinszwecke genutzt. Diese neue Form des sozialen Bürgerengagements ist unverzichtbar, wenn die Mobilität im ländlichen Raum zugunsten aller nicht-mobilen Bürgerinnen und Bürger verbessert werden soll.
Malteser Integrationslotsen in Frankfurt
Die Malteser Integrationslotsen in Frankfurt sind seit 2016 erfolgreich und haben bis heute rund 400 Geflüchtete begleitet. Dies geschieht individuell in 1:1 Patenschaf-ten. Für diese begleitende Unterstützung benötigen die Integrationslotsinnen und -lotsen Einfühlungsvermögen und den Willen, die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten zu verbessern. Im Projekt der Malteser Integrationslotsen in Frankfurter engagieren sich 140 ausgebildete Integrationslotsinnen und -lotsen, die aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen. Diese Vielfalt ist besonders wichtig, da so unterschiedlichste Erfahrungen und Kompetenzen in das Engagement einfließen. 2018 umfasste das bürgerschaftliche Engagement der Malteser Integrationslotsen in Frankfurt insgesamt ca. 8.400 Stunden.
Frauenwelten e.V. in Wiesbaden
Im Verein „Frauenwelten e.V.“ engagieren sich Frauen für Frauen. Im Zentrum des Engagements steht dabei die niederschwellige kultursensible Arbeit mit Blick auf den Gesundheitsbereich. Da sich die Angebote in besonderer Weise an Frauen verschiedener Herkunftsländer richten, bauen sie auf dem Engagement von Frauen auf, die selbst nichtdeutsche kulturelle Hintergründe besitzen und oft auch Fluchterfahrungen mitbringen, somit sprachlich, aber auch kulturell sensibel agieren. Dies führt zu einer hohen Akzeptanz der Angebote bei zugewanderten Frauen. Das Angebot ermutigt Frauen ihren eigenen Weg zu finden und stärkt die Frauen emotional und psychisch, um sich weiter in Deutschland zu integrieren.
Nachbarschaftsnetzwerk Battenberg e. V.
Ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger aus Battenberg und seinen Stadtteilen haben das „Nachbarschaftsnetzwerk Battenberg e.V.“ gegründet. Unter der Überschrift „Miteinander - Füreinander - Gemeinsam aktiv“ setzen sich die Engagierten im Nachbarschaftsnetzwerk dafür ein das Miteinander zu fördern, die Nachfrage von Hilfesuchenden und das Angebot von Hilfswilligen zusammenzubringen und die Lebensqualität in Battenberg durch gemeinsame Aktionen von Alt und Jung, Einheimischen und Neubürgerinnen und -bürgern zu erhalten. Das Nachbarschaftsnetzwerk Battenberg zeichnet sich auch dadurch aus, dass sich in ihm insbesondere Menschen im fortgeschrittenen Alter engagieren. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Menschen im Übergang zur Rente oder bereits in der Re-te nicht aus unserer Gesellschaft zurückziehen, sondern gemeinsam aktiv werden und sich sozial zum Wohl des Gemeinwesens engagieren.