aktBuerg

Aktive Bürger =
Starke Kommunen

In den letzten Jahren ist in Hessen ein beispielhaftes Netz von bürgerschaftlichen Initiativen entstanden. In Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Haushaltsmittel haben die Bürgerinnen und Bürger die Notwendigkeit erkannt, in ihrer Kommune selbst "mit anzupacken".
In Hessen sind rund 2 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig. Neben der freiwilligen Feuerwehr engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger in Vereinen und Organisationen im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Viele Menschen wollen sich allerdings nicht mehr in fest gefügten Strukturen engagieren. Sie wollen vielmehr punktuell und auf Zeit mitarbeiten.
Der Hessische Städte- und Gemeindebund möchte das in den Mitgliedskommunen bereits vorhandene bürgerschaftliche Engagement bekannt machen und den Anstoß, aber auch Unterstützung geben, dass in möglichst vielen Gemeinden und Städten der freiwillige Einsatz der Bürger gefördert wird.

Aktive Bürger

Vielfalt leben - Integrationslotsen sind Aarbergener Erfolgsprojekt

Engagement braucht auch einen Ort: Im „Vielfalt Café“ treffen sich Integrationslotsinnen und Menschen aus aller Welt. In der Alten Schule ist eine neue soziale Einrichtung mit einem Geist eingezogen, der Kulturen und Generationen verbinden soll. 

aarbergen

Die Gemeinde Aarbergen liegt im westlichen Untertaunus und gehört zum Rheingau-Taunus-Kreis. Das Gebiet der Gemeinde, die an Rheinland-Pfalz angrenzt,  wird landschaftlich durch das mittlere Aartal mit seinen Seitentälern, Wiesen und Wäldern geprägt. Die Gemeinde entstand nach der Gebietsreform 1971 und besteht aus den Ortsteilen Kettenbach, Michelbach, Hausen über Aar, Rückershausen, Panrod und Daisbach.

Aarbergen kann bei knapp 6500 Einwohnern und aller ländlicher Prägung immerhin 1.000 Arbeitsplätze bieten. Ein großes Unternehmen mit einem bedeutenden Gießereibetrieb sorgte dafür, dass viele ausländische Arbeitskräfte in die Taunusgemeinde kamen. So hat Aarbergen eine relativ große Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund. Um diese Menschen im Gemeinwesen zu integrieren, hat sich die Taunusgemeinde frühzeitig im Bundesprogramm „Integrationslotsen“ beworben.

Integrationslotsinnen und Integrationslotsen sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die andere Migrantinnen und Migranten beraten, begleiten und unterstützen. Mit der Teilnahme an einer umfassenden Ausbildung erhalten die Lotsen ein 'Handwerkszeug', um Brücken zwischen Einwanderern und  Mehrheitsgesellschaft zu bauen.

In Aarbergen wurden 12 Lotsinnen und Lotsen ausgebildet, die immerhin mit sechs Sprachen dienen können. Überregional wurde die Gruppe bekannt, weil sie sich erfolgreich um den hessischen Demografiepreis beworben hat.

Ihr Projekt „Internationale Gärten“ ist ein Angebot, um bürgerschaftliches Engagement der älteren Generation unterschiedlicher Nationen zu fördern und auszubauen. Die Idee: Ältere Menschen aus vielen kulturellen Herkünften legen mit Kindergartenkinder gemeinsam Gärten an. Die „internationalen Seniorinnen und Senioren“ bringen sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und ihrem Wissen sehr praktisch ein, die Kindergartenkinder kommen schon früh und ungezwungen durch die gemeinsame Arbeit mit der kulturellen Vielfalt in Verbindung.

In den Kindergärten in den Ortsteilen Kettenbach und Michelbach wurden dazu entsprechende Gartenflächen zur Verfügung gestellt. Die Beete werden nicht nur generationsübergreifend gepflegt, sondern Früchte und Gemüse wurden auch geerntet und gemeinsam mit den Kindergartenkindern, Integrationslotsen und Eltern bei einem Erntefest auf unterschiedlichste Art verarbeitet.

Das Projekt zeigt beispielgebend, dass auch kleine Projekte zur Integration und zum gegenseitigen Verständnis der Generationen beitragen können, wenn alle gemeinsam anpacken.

Die Integrationslotsen arbeiten selbständig bei ihrer Projektarbeit und in der Begleitung und Beratung von Migrantinnen und Migranten. Bei Schwierigkeiten und Hürden in ihrer Arbeit haben sie eine Ansprechpartnerin in der Gemeindeverwaltung, die ihre Einsätze und Projekte mit organisiert.

Eine ganz aktuelle Herausforderung für sie ist die wachsende Zahl von Flüchtlingen. Scheinbar weit weg von der Taunusgemeinde sind kriegerische Auseinandersetzungen in Syrien, Afghanistan oder in Afrika. Wenn Flüchtlinge aber dann in Wohnungen in der Gemeinde untergebracht werden, erhalten die Berichte über die fernen Konflikte und ihre Opfer plötzlich ein Gesicht. Auch in Aarbergen leben seit einigen Monaten Flüchtlinge. Hier kümmern sich Mitarbeiter und Bürgerinnen und Bürger  der Gemeinde und vor allem die Integrationslotsen mit großem Engagement um die fremden Menschen. Sie organisieren Sachspenden, Alltagshilfen und Fahrräder, Sprachkurse und Begegnungen mit den Menschen vor Ort.

Dieses große ehrenamtliche Engagement braucht auch einen Ort. Im „Vielfalt Café“ treffen sich Integrationslotsen und Menschen aus aller Welt. Hier werden Sprachkurse für Flüchtlinge abgehalten, Nähkurse angeboten, Café-Veranstaltungen zu ganz verschiedenen Themen organisiert. Mit einem „Girls Club“ werden besonders Mädchen und junge Frauen angesprochen.

Jeden 3. Donnerstag im Monat treffen sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingsbetreuung zum Austausch. Kurz, hier in Aarbergen wird die viel beschworene Willkommenskultur gelebt.

In einer relativ kleinen Gemeinde kennen sich die Menschen. So ist Bürgermeister Udo Scheliga für die Lotsen, für die aktiven Bürgerinnen und Bürger ansprechbar und kann die eine oder andere Hilfestellung „auf dem kurzen Dienstweg“ für die Engagierten geben. Und er lobt insbesondere die Aktivitäten der Integrationslotsen und betont: „Die meisten Lotsen haben einen Migrationshintergrund und tragen nicht zuletzt durch ihre Beispielfunktion zur Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Migranten bei“. Hilfe zur Selbsthilfe kann, so das Beispiel Aarbergen, gelingen.