„Ankommenspatenschaften - Einsichten aus einem Modellprojekt für geflüchtete und einheimische Menschen“
Wie kann ein Patenschaftsformat funktionieren, das einen niedrigschwelligen Zugang bieten will? Lässt sich damit neue Gruppen von Freiwilligen gewinnen? Was entsteht aus den Begegnungen? Das sind einige der Fragen, die eine neue bagfa-Analyse beantworten möchte.
Es handelt sich um die Evaluation eines bagfa-Modellprojekts. Als Teil des Programms „Menschen stärken Menschen“, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wird es seit April 2016 von 28 Freiwilligenagenturen umgesetzt.
Ähnlich wie in anderen Patenschaftsprojekten, geht es dabei um die Unterstützung geflüchteter Menschen – um Begegnung und Austausch, um die gemeinsame Erkundung von geeigneten öffentlichen Freizeit- und Bildungsangeboten. Damit möglichst viele (einheimische) Menschen einbezogen werden können, sollte aber zugleich ein leichter Zugang zur Geflüchtetenhilfe geschaffen werden. Durch die Absenkung der zeitlichen Anforderungen sollte das Engagement für all jene attraktiv sein, die sich einbringen wollen, aber zunächst eine überschaubare Aufgabe suchen.
Wie dies gelungen ist, was damit bewirkt wurde und auf welch unterschiedliche Weise die Freiwilligenagenturen diese Patenschaften gestiftet und begleitet haben – darüber gibt die Evaluation des ersten Projektjahres Auskunft. Für die Analyse wurden Gruppeninterviews mit Ankommenspatinnen und -paten ausgewertet sowie Fragebogenerhebungen bei Freiwilligen und Projektleitungen durchgeführt.
Zu den zentralen Ergebnissen zählen u.a. folgende Einsichten:
- Das modifizierte Patenschaftsformat, das die zeitlichen Anforderungen gering ansetzt, stellt eine wichtige Ergänzung des Spektrums an Engagementmöglichkeiten in der Geflüchtetenhilfe. Besonders für die Gruppen, die sich unsicher und unerfahren fühlen, erleichtert es den Zugang in das Engagement für Geflüchtete.
- Auch aus kurzfristig angelegten Patenschaften können sich längere und enge Beziehungen entwickeln. Ein Mechanismus dafür lautet: Gelingen die ersten Treffen, entsteht für Freiwillige eine neue Situation, in der sie sich dafür entscheiden, doch mehr zeitliche Ressourcen einzubringen.
- Weil Ankommenspatinnen und -paten ihre Erfahrungen in andere persönliche Lebenskreise einbringen, wirken sie häufig informell als Botschafter für Verständigung. Oft lernen beide Tandempartner-/innen auch weitere Personen der jeweils anderen Seite kennen. Insofern bilden die einzelnen Tandems oft auch eine Art Initialfaktor für weitere integrative Prozesse.