Hessische Arbeitsmarktinitiative beschließt Maßnahmenpaket
In Hessen sollen Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dies ist das Ziel der Hessischen Initiative „Gemeinsam aktiv für die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt – Perspektiven für Menschen, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Hessen“.
13 Partner haben die Initiative anlässlich des Asylkonvents in Wiesbaden unterzeichnet und sich auf einen umfassenden Maßnahmenkatalog verständigt. Er soll den schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und Rahmenbedingungen für Schlüsselqualifikationen wie dem Spracherwerb verbessern. Die Initiative ist das Ergebnis der Fachgruppe Arbeitsmarkt unter der Leitung von Bernd Ehinger, Präsident des Hessischen Handwerkstages.
Mit dem Maßnahmenpaket bekennen sich die Akteure des Arbeitsmarktes zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für dessen Stabilität sowie zur Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft. Die Unterzeichner – Vertreter der Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunale Spitzenverbände, die Liga der Freien Wohlfahrtspflege, die Volkshochschulen und drei Landesministerien – sehen darin nicht nur eine humanitäre Aufgabe, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Arbeitskräftesicherung in Hessen. „Ich bin den Partnern der Initiative für dieses gemeinsame und entschlossene Handeln außerordentlich dankbar. Sie ist ein unverzichtbarer Baustein bei der Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Gesellschaft und leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Hessen. Diese Initiative beweist einmal mehr: Wir nehmen die Herausforderungen in unserem Land gemeinsam aktiv und gestaltend an“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier.
Die Wirtschaft als bedeutender Bestandteil der Integration
Die Wirtschaft unternimmt große Anstrengungen, um vielen arbeitswilligen Flüchtlingen einen Start ins Arbeitsleben zu ermöglichen. Allein in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main werden 2016 rund 32.000 neue Stellen erwartet. „Die vielen mittelständischen Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind innovativ und zukunftsorientiert und tragen dazu bei, dass Hessen einer der stärksten Wirtschaftsstandorte in Europa bleibt. Somit ist die Wirtschaft bedeutender Bestandteil der Integration“, erläuterte Handwerkstagspräsident Bernd Ehinger.
„Arbeit ist ein elementarer Erfolgsfaktor auf dem Weg zur gesellschaftlichen Integration. Die vielfältigen Maßnahmen der Arbeitsmarktpartner wie die Einrichtung von Arbeitsmarktbüros, die aufeinander abgestimmten Prozesse sowie die effiziente Nutzung von Fördermitteln zeigen einen richtigen und wichtigen Weg auf. Ebenso notwendig ist es, dass Flüchtlinge sich aktiv für ihre Integration in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft einbringen. Gleichzeitig werden wir die hiesigen Arbeitskräfte nicht aus dem Blick verlieren – eine Verdrängung darf nicht stattfinden“, erläuterte Arbeits- und Integrationsminister Stefan Grüttner.
Ein zentrales Element für die Integration junger Flüchtlinge ist eine gelingende berufliche Erstausbildung. Ganz aktuell hat die Landesregierung die Mittel für die berufliche Orientierung und Qualifizierung jugendlicher Flüchtlinge um drei Millionen Euro für die Jahre 2016 und 2017 aufgestockt. Im Rahmen des „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudgets“ wurden die Gelder um 10,5 Millionen Euro erhöht, damit Sprachförderung, Qualifizierung und Ausbildung von Flüchtlingen gefördert werden kann.
Jungen Menschen eine intensive Berufsorientierung ermöglichen und den Spracherwerb fördern
„In Ergänzung der Sprachförderprogramme des Bundes werden wir unter anderem im Rahmen eines neuen Landesprogramms jungen Menschen bis zum Alter von 27 Jahren eine intensive Berufsorientierung ermöglichen und den berufsbezogenen Spracherwerb fördern“, betonte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Unternehmen, die einen Ausbildungsvertrag mit einem jungen Erwachsenen unter 27 Jahre mit Sprachförderungsbedarf schließen, erhalten dafür eine Ausbildungsplatzförderung. Damit sollen Unternehmen motiviert werden, trotz des höheren Aufwands dieser Zielgruppe Ausbildungsplätze anzubieten.“ Für das Programm „Wirtschaft integriert“ hat das Hessische Wirtschaftsministerium für die Jahre 2016 und 2017 zusätzliche Haushaltsmittel von elf Millionen Euro eingestellt.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, beurteilt den hessischen Arbeitsmarkt als „stabil und aufnahmefähig“. „Wir sind bereits seit Jahren auf Zuwanderung von ausländischen Fachkräften angewiesen. Es ist daher in unser aller Interesse, Flüchtlinge über Sprachkurse, Qualifizierungsmaßnahmen und Praktika gezielt auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Diese Menschen sind in der Regel noch keine Fachkräfte, wie die Wirtschaft sie sucht – aber das kann man ändern. Die funktionsfähigen Strukturen sowie die ausgeprägte Vernetzung der Arbeits- und Ausbildungsmarktpartner in Hessen sind hierfür wichtige Voraussetzungen. Die Agenturen für Arbeit sowie die Jobcenter werden neben der Wirtschaft zu zentralen Akteuren bei der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.“
Eine große Chance für die hessische Gesellschaft
Für die hessische Gesellschaft ist Zuwanderung, sofern die Integration gelingt, eine große Chance zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und zum Ausgleich des Rückgangs und der Alterung der hessischen Bevölkerung. Prognosen zufolge wird es in Hessen bis zum Jahr 2030 rund 400.000 bis 600.000 weniger erwerbsfähige Menschen geben. In vielen Berufen und Regionen sind Fachkräfteengpässe, vor allem im Pflege- und Gesundheitsbereich, bereits spürbar. Grundsätzlich gilt es, alle verfügbaren Fachkräftepotenziale zur Arbeitskräftesicherung Hessens – die der inländischen und der internationalen Arbeitskräfte – zu nutzen
Die Unterzeichner der Hessischen Initiative „Gemeinsam aktiv für die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt – Perspektiven für Menschen, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Hessen“:
- die Hessische Landesregierung, vertreten durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, das Hessische Kultusministerium
- die Bundesagentur für Arbeit, vertreten durch die Regionaldirektion Hessen
- die Kommunalen Spitzenverbände (Hessischer Städtetag, Hessischer Landkreistag sowie Hessischer Städte- und Gemeindebund)
- der DGB-Bezirk Hessen-Thüringen
- die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Industrie- und Handelskammern
- der Hessische Handwerkstag
- die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V.
- der Hessische Volkshochschulverband e.V.
- die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V.
Asylokonvent160217_initiative_papier