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Digitale Kompetenz der Gesellschaft: Digitalisierungsgrad der Bürger/innen hoch – Ein Viertel der Bevölkerung steht im digitalen Abseits

Der aktuelle D21-Digital-Index misst, wie die Bürger mit dem digitalen Wandel Schritt halten und gibt wichtige Hinweise für politische Handlungsfelder.

dstgb

Die Nutzung des Internets gehört für über 80 Prozent der Bürger/innen selbstverständlich zum Alltag. Für gesellschaftliche Kontakte nutzen über die Hälfte der Deutschen soziale Medien. Dienstleistungen und Waren werden vermehrt über das Internet bestellt. Immer mehr Menschen bewegen sich souveräner, kompetenter und aufgeschlossener in der digitalen Lebenswelt. Dennoch: 32 Prozent der Befragten fühlen sich durch sie überfordert. Zudem steht ein alarmierendes Viertel der Bevölkerung – gerade die über 65-Jährigen – im digitalen Abseits. 16 Millionen Menschen in Deutschland partizipieren nicht oder nur in sehr geringem Umfang an der digitalen Welt. Der Index bestätigt die Spaltung zwischen Jung und Alt sowie Männern und Frauen, wenn es um die Digitalkompetenz und die Nutzungsvielfalt geht. Eine systematische Vermittlung digitaler Fähigkeiten erfolgt bislang weder auf schulischer noch auf beruflicher Ebene. Die Möglichkeiten der flexiblen Arbeitswelt werden trotz hoher Bedeutung noch wenig genutzt. 

Die Initiative D21 e. V. hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Ergebnisse des D21-Digital-Index 2017/2018 vorgestellt. Die Studie wird von Kantar TNS durchgeführt und liefert seit 2013 jährlich ein umfassendes Lagebild zur Digitalen Gesellschaft in Deutschland. 

Die Studie untersucht erstmalig Kenntnisse und Einstellungen zu intelligenten Geräten und vernetzten Anwendungen. Diese gewinnen zunehmend an Bedeutung und haben das Potenzial, das alltägliche Leben nachhaltig zu verändern. Im Kapitel „Digitalkompetenzen“ erfolgt erneut ein vertiefter Blick auf die Dimension Kompetenz anhand der fünf Kompetenzbereiche: Informationsverarbeitung, Erstellung von Inhalten, Kommunikation, Problemlösung und Sicherheitsaspekte.

Folgende wesentliche Ergebnisse gehen aus der Studie hervor: 

Kompetenz und Offenheit zur Digitalisierung steigen, doch viele fühlen sich überfordert

Der Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft ist mit 53 Indexpunkten so hoch wie nie zuvor. Der D21-Digital-Index gibt den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten wieder und fasst die Komponenten Zugang, Nutzung, Kompetenz und Offenheit in einer einzigen Kennzahl zusammen. Erstmals seit 2013 steigt der Indexwert um 2 Punkte im Vergleich zum Vorjahr an. Verantwortlich dafür sind Steigerungen in den Bereichen Kompetenz und Offenheit. Trotz Verbesserungen befindet sich der Digitalisierungsgrad der Deutschen weiterhin nur auf mittlerem Niveau.

Die Digitalisierung durchdringt immer mehr unseren Alltag und fordert entsprechende Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien. Die Studie zeigt zudem auf, dass es kaum noch analoge „Inseln“ gibt, fast kein Beruf kommt heute gänzlich ohne digitale Technik aus. Daher unterliegen auch die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt wieder einer umfassenden Betrachtung. 

Immer mehr Menschen bewegen sich souveräner, kompetenter und aufgeschlossener in der digitalen Lebenswelt. Doch nach wie vor fühlen sich viele nicht für die digitale Welt gewappnet. 32 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Dynamik und Komplexität der Digitalisierung überfordere. 

Bildung und Alter entscheidend für Digitalkompetenzen – Spaltung entlang verschiedener Merkmale

Der D21-Digital-Index zeigt eine Teilung der Bevölkerung in drei Hauptgruppen: 34 Prozent sind den Digitalen Vorreitern zuzuordnen, Menschen die sich alltäglich und souverän in der digitalen Welt bewegen und mit den aktuellsten Entwicklungen Schritt halten. Den größten Teil machen mit 41 Prozent die Digital Mithaltenden aus, also Personen, die sich gelegentlich in der digitalen Welt bewegen und dort einigermaßen zurechtfinden. Das bedeutet aber auch, dass ein ganzes Viertel der Bevölkerung – und damit 16 Millionen Menschen – zu den Digital Abseitsstehenden gehört. Diese partizipieren gar nicht oder nur in sehr geringem Umfang an der digitalen Welt. Zugang, Nutzung, Kompetenz und Offenheit gegenüber der Digitalisierung sind bei den Befragten unterschiedlich verteilt, die deutsche Gesellschaft ist bzgl. ihrer digitalen Möglichkeiten in vielerlei Hinsicht gespalten.

In der Tendenz lassen sich dabei folgende generalisierte Aussagen treffen: Je jünger, desto digitaler sind die Menschen. Gerade die über 65-Jährigen stehen im digitalen Abseits. Menschen mit hoher formaler Bildung haben einen signifikant höheren Digitalisierungsgrad als Menschen mit niedriger Bildung. Männer sind digitaler als Frauen und Berufstätige mehr als nicht Berufstätige. 

Nutzung des Internets gehört zum Alltag

Vier von fünf Deutschen sind online. Erstmals nutzen über 80 Prozent der Deutschen das Internet. Treibender Faktor ist die fortschreitende Verbreitung des mobilen Internets über Smartphones. Nachdem die jüngeren Generationen bereits seit Längerem nahezu vollständig online sind, gibt es bei den 50 bis 64-Jährigen sowie den über 65-Jährigen Zuwächse von jeweils fünf Prozentpunkten bei der Internetnutzung beziehungsweise 10 und 3 Prozentpunkten mobil. Hier besteht auch das größte Steigerungspotenzial: 94 Prozent der verbliebenen 19 Prozent Offliner in der deutschen Bevölkerung sind 50 Jahre oder älter. 

Digitale Arbeitswelt: Möglichkeiten des modernen Arbeitens nicht ausgeschöpft

72 Prozent der Befragten betrachten flexible Arbeitszeiten als Teil einer modernen Arbeitswelt. Allerdings arbeitet trotz zunehmender Verbreitung digitaler, tragbarer Arbeitsmittel nur ein Sechstel der Berufstätigen in Deutschland (zumindest teilweise) mobil von unterwegs oder flexibel von zu Hause aus. Gleichzeitig erhält ein Viertel der Berufstätigen ohne Homeoffice oder Telearbeit generell nicht die Voraussetzungen dafür vom Arbeitgeber. Potenziale für flexible Arbeit, moderne Arbeitsstrukturen oder die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben werden dadurch nicht ausgeschöpft.
Auch hier zeigt sich eine Spaltung in der Gesellschaft: Am häufigsten bekommen die 30 bis 49-Jährigen vom Arbeitgeber entsprechende Geräte und technische Zugänge gestellt – Männer profitieren davon zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen. 

Menschen gegenüber „intelligenten“ Geräten (noch) skeptisch

Aktuell hat ein Großteil der deutschen Bevölkerung bei intelligenten Techniken, Geräten und Anwendungen noch Berührungsängste – insbesondere, wenn sie viel Vertrauen erfordern wie etwa beim Einsatz von Assistenzrobotern oder selbstfahrenden Autos. Gegenüber digitalen Sprachassistenten zeigen sich die Befragten etwas offener. 14- bis 29-Jährige sind insgesamt deutlich aufgeschlossener für die Nutzung intelligenter Geräte als ältere Generationen. 

Es gibt starke Unterschiede, wie sich die Geräte nach Meinung der Befragten verhalten sollen: Beim Einsatz von Pflegerobotern ist ein empathisches, fürsorgliches und beschützendes Verhalten erwünscht. Bei anderen Geräten, wie etwa Sprachassistenten oder Robotern im Job, herrscht größere Uneinigkeit, ob die Maschinen sich eher selbständig / mitdenkend oder gehorsam / assistierend verhalten sollen. 

Die vollständige Studie ist auf der Homepage des DStGB unter www.dstgb.de (Rubrik: Schwerpunkte / Digitalisierung / Aktuelles) sowie unter www.kompetenzz.de/Aktuelles/D21-Digital-Index-2017-2018 abrufbar. 

Anmerkung des DStGB:

Die Studie zeigt, dass die Digitalisierung längst in der Gesellschaft angekommen ist. Die Potenziale sind enorm. Der digitale Umbruch ist gewaltig. Er umfasst alle Bereiche des täglichen Lebens: Arbeit und Wirtschaft, Bildung und Forschung, Verkehr und Mobilität, Energie oder das Freizeit- und Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger. Damit einhergehende Möglichkeiten und Veränderungen vollziehen sich in immer schnellerer Geschwindigkeit. Sie birgt gerade für Bürger, Unternehmen und für die Kommunen – vor  allem in ländlichen Regionen – enorme  Chancen. Dennoch zeigt die Studie, dass zahlreiche Potenziale, wie etwa im Bereich der digitalen Arbeitswelt, ungenutzt bleiben und große Teile der Bevölkerung an den digitalen Möglichkeiten nicht oder nur in geringem Umfang teilnehmen. Es fehlt an einer systematischen Vermittlung digitaler Fähigkeiten auf schulischer oder beruflicher Ebene. 

Um die Potenziale der kommunalen digitalen Transformation für die Bürger, lokalen Unternehmen und öffentliche Daseinsvorsorge nutzbar zu machen und die nötige Akzeptanz zu schaffen, benötigen die Kommunen Unterstützung, um Mehrwerte generieren und die digitale Kompetenz und Vernetzung der Akteure vor Ort fördern zu können. Neue technische Lösungen sind schließlich kein Selbstzweck, sondern müssen den Bürgerinnen und Bürgern dienen und dazu beitragen, die Lebens- und Standortqualität zu verbessern. Es bedarf in den kommenden Jahren eines wirklichen Schulterschlusses zwischen Bund, Ländern, Regionen, Städten und Gemeinden mit der Wirtschaft und den Akteuren vor Ort. Ziel ist die systematische und intelligente Vernetzung im öffentlichen Sektor und in den zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge wie Energie, Mobilität, Gesundheit und Bildung sowie die Vermittlung von digitalen Kompetenzen auf allen Ebenen. Ziel muss es sein, dass sich alle Bürger/innen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildung, selbstbestimmt und kompetent in einer digitalisierten Welt bewegen können. 

Städte und Gemeinden sind gefordert, die Chancen der Digitalisierung aktiv zu nutzen, den Prozess zu koordinieren und dazu beizutragen, dass die Transformation in das anbrechende digitale Zeitalter vor Ort gelingt, ohne die gesellschaftlichen Errungenschaften und die Qualität des Zusammenlebens vor Ort zu gefährden. Deutschland sollte sich schrittweise von analogen Angeboten trennen und zur vorrangigen Nutzung digitaler Angebote im Sinne des Grundsatzes „digital first“ übergehen. Nur so können Doppelstrukturen vermieden und zugleich Effizienzpotenziale gehoben werden. 

Um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, ist ein flächendeckendes leistungsstarkes Breitbandnetz von entscheidender Bedeutung. In diesem Bereich muss in den kommenden Jahren ebenso investiert werden wie in zahlreiche andere Infrastrukturbereiche.

  

(DStGB, 24.01.2018)