„Miteinander statt Nebeneinander“
Kommunale Kriminalprävention und bürgerschaftliches Engagement –
Eine Erkundung in Mühlheim am Main
Die Akzeptanz und der Erfolg von kommunaler Prävention sind verbunden mit einer notwendigen Einbeziehung der Bevölkerung. Wurde einst bezüglich der Kriminalprävention fast ausschließlich die Polizei in der Verantwortung gesehen, setzte sich die Erkenntnis durch, dass nur ein gesamtgesellschaftliches und fachübergreifendes Zusammenwirken aller Verantwortungsträger unseres Gemeinwesens zum Erfolg führen kann.
Im Rahmen einer Stadterkundung in Mühlheim am Main (Kreis Offenbach) wurden jetzt kommunale Projekte der Kriminalprävention vorgestellt.
Die Stadterkundung in Mühlheim am Main richtete sich sowohl an Fachkräfte aus der Freiwilligenarbeit und aus den Kommunalverwaltungen, die Präventionsprojekte mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger initiieren wollen, wie auch an kommunale Präventionsgremien, die neue Ideen und Tätigkeitsfelder in ihrem Engagement suchen.
25 Fachleute machten sich auf den Weg durch die Mühlenstadt. Sie wurden von Bürgermeister Daniel Tybussek begrüßt. Der Mühlheimer Rathauschef stellte den örtlichen Arbeitskreis für Kriminalprävention vor. Der Mühlheimer Präventionsrat wurde bereits 1993 aus einem breiten bürgerschaftlichen Kreis gegründet. Bürgerinnen und Bürger, Vertreterinnen und Vertretern der Polizei, der Schulen, der Stadtverwaltung und der Vereine wollen gemeinsam der Kriminalität in der Kommune vorbeugend entgegenwirken.
Mit Erfolg. 1997 wurde der Mühlheimer Arbeitskreis für Kriminalprävention mit dem ersten Hessischen Präventionspreis ausgezeichnet. 2001 folgte die Auszeichnung des Arbeitskreises „Nachbarn schützen Nachbarn“ des Mühlheimer Arbeitskreises mit dem 2. Preis bei der Verleihung des Hessischen Präventionspreises.
Der Mühlheimer Arbeitskreis für Kriminalprävention hat sich in den letzten 26 Jahren thematisch immer neu auf Fragen der Sicherheit und Gewaltbekämpfung eingestellt. Waren es am Anfang besonders Jugend- und Nachbarschaftsprojekte, stehen heute die Sicherheit Konfliktmanagement in der Pädagogik, in einem Naherholungsgebiet oder die Integration von Zuwanderern im Vordergrund der Projekte.
Karl-Christian Schelzke, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, hatte als Referatsleiter im Hessischen Ministerium der Justiz die Kabinettvorlage für die Gründung des Landespräventionsrates erstellt. Die Maxime „Präventionsarbeit ist Bürgermeistersache“ konnte er kurze Zeit später als gewählter Bürgermeister von Mühlheim aufgreifen und gründete den Arbeitskreis, der viele bürgerschaftliche Aufbrüche in den 90er Jahren in Mühlheim nach sich zog.
Schelzke griff in seinem Grußwort auch potentiell neue Aufgaben für die Präventionsarbeit auf - wie Hassmails und Drohungen an einzelne Politiker*innen oder Facebook-Einträge mit radikalem oder beleidigenden Inhalt. Da es immer mehr Pöbeleien gegen Kommunalpolitiker*innen gebe, nehme die Bereitschaft für ein ehrenamtliches Engagement immer weiter ab.
Schelzke sprach sich dafür aus, die lokalen Präventionsräte in Hessen für eine Umkehr des Trends zu gewinnen. Das Motto könne "Deine Gemeinde - Deine Demokratie" lauten. Er könne sich vorstellen, bei einem Präventionsrat – wie zum Beispiel in Mühlheim am Main - ein entsprechendes Pilotprojekt anzusiedeln.
Nach dem Start im Rathaus führte die Stadterkundung zum Zirkuswagen des Projektes Streetworx im Verein Zugpferd e. V., der zurzeit im Bürgerpark steht. Anni Wald und Christoph Kleinschmidt stellten das Konzept der aufsuchenden Jugendarbeit im Auftrag der Mühlenstadt vor. Besonders die Idee eines mobilen Treffpunkts mit dem Zirkuswagen und die niedrigschwelligen Angebote für junge Leute fand das Interesse der Besucher*innen aus den hessischen Kommunen.
In der KITA Bürgerpark ging es um das sensible Thema der häuslichen Gewalt – hier aus der Perspektive der Jüngsten in der Familie. Eine Fortbildung mit den Kindertageseinrichtungen sowie der Frauenbeauftragten der Stadt hat für dieses Thema sensibilisiert und Handlungshinweise für Verdachtsmomente bei der Gefährdung des Kindeswohles erarbeitet.
Im Kontakt-Werk endete die Stadterkundung. Nach der Vorstellung des Treffpunktes für soziales bürgerschaftliches Engagement folgte eine Präsentation weiterer Mühlheimer Präventionsprojekte wie „Der Schulbus wird zum Klassenzimmer“ oder die interkulturelle Prävention mit vertrauensbildenden Maßnahmen gegenüber den Geflüchteten.
Im Abschlussgespräch fand ein reger interkommunaler Austausch über die Mühlheimer Projekte statt. „Miteinander statt Nebeneinander“- Besonders der Gedanke der Vernetzung der Projekte mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen wurde dabei deutlich.
Die Stadterkundung ist inzwischen ein erfolgreiches Veranstaltungsformat des Hessischen Städte- und Gemeindebundes in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landespräventionsrat (LPR). Thomas Lorenz dankte als Vertreter des LPR Bürgermeister Tybussek und dem Team im Rathaus (Stabsstelle Gleichberechtigung, Integration und Prävention) für die Ausrichtung der Veranstaltung. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen werden die Stadterkundungen auch im kommenden Jahr fortgesetzt.